Mitteilungsblatt der VVN/BdA Niedersachsen

Politischer Standort: Rechtsaußen!

Die VVN-BdA Stade hat seit Jahren auf ihrer Internetseite einen Hintergrundbericht (mit mittlerweile drei Artikeln) über die Auftritte von Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof. Diese Internetseite hat monatlich viele Besucher und erscheint bei den Einträgen der Suchmaschine google seit langem an erster Stelle (was natürlich eine hohe Zugriffszahl verfestigt).

Das Internet wird von uns regelmäßig auf Vortragsankündigungen von Schultze-Rhonhof durchgesucht und wir versuchen dann Kontakt zu regionalen VVN-BdA Kreisvereinigungen oder Antifa-Gruppen herzustellen. Ein angekündigter Vortrag von Schultze-Rhonhof bei dem Regionalkreis Südwest der Clausewitz-Gesellschaft im Juli 2004 wurde nach einem Protestbrief der VVN-BdA Bundesvorsitzenden vom Vorstand der Gesellschaft untersagt. Der Regionalkreisleiter der Clausewitz-Gesellschaft trat daraufhin von seinem Posten zurück und vier Oberste a. D. beschwerten sich mit einem "Offenen Brief" im Vorfeld der Mitgliederversammlung der Clausewitz-Gesellschaft in der Führungsakademie der Bundeswehr gegen die Absage des Vortrages. Die "Junge Freiheit" titelte am 20. August 2004 einen halbseitigen Artikel: "Links um! Bundeswehr: Wie die ehrenwerte Clausewitz-Gesellschaft vor einem kleinen kommunistischen Verein einknickt". Im November 2005 wurde in Greifswald kurzfristig eine Veranstaltung der Burschenschaft "Rugia" mit Schultze-Rhonhof in den Räumen der Universität vom Universitätsrektor untersagt. Auf neofaschistischen Internetseiten wurde daraufhin gegen die VVN-BdA Stade polemisiert. Wir dokumentieren den Jahresartikel 2005:

Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof (Buxtehude) hat 2003 sein geschichtsrevisionistisches Buch: "1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte" veröffentlicht. In diesem in dritter Auflage erschienenen Buch stellt er Nazi-Deutschland als einen Zufluchtsort (!) für hunderttausende Juden aus Polen dar. Er behauptet: "... daß in den Jahren 1933 bis 1938 557.000 Juden ihr polnisches Heimatland verlassen und Zuflucht im benachbarten Deutschland suchen.".

In einem längeren Interview mit der "National-Zeitung" äußerte er sich im April 2005 über die Zielgruppe seines Buches: "Ich habe das Buch vor allem für junge Menschen geschrieben. Die jungen Deutschen sollten wissen, was mit uns gespielt wurde und wird." Schultze-Rhonhof war auch im Jahr 2005 gefragter Partner und Referent im rechtem Milieu. Sein Buch ist mittlerweile als Hörbuch erhältlich und eine Videoaufzeichnung seines Vortrages kann über den einschlägigen Versandhandel bezogen werden.

Vortragsreise nach Bayern

Schultze-Rhonhof referierte am 15.02.05 beim Treffpunkt "Friedensengel" der Münchener Burschenschaft "Arminia-Rhenania" zum Thema: "1939 – Der Krieg der viele Väter hatte" und war am folgendem Tag Gast bei der nationalkonservativen Münchner Winterakademie. Ludwig König, München, schrieb über diese Versammlung: "Fast 300 zu meist ältere Zuhörer drängen sich im übervollen Saal des Hotel Eden-Wolff am Münchner Hauptbahnhof. Mitglieder von Revanchistenverbänden und kahlgeschorene Burschenschaftler sind auch dabei. Auf der Anwesenheitsliste tragen sich viele Akademiker ein. Fast jeder legt einen Geldschein in den Spendenkorb." Und an anderer Stelle im Text: "Schrenk-Notzings Ehefrau Regina leitet die Winterakademie. Sie kennt ihre Pappenheimer. 'Keine Agitation, keine Verschwörungstheorien' mahnt sie vor Fragen aus dem Publikum. Was der General über das 'Zusammenspiel von kapitalistischen und kommunistischen Juden hinter Roosevelt und Stalin denke', wollte ein junger Mann wissen. 'Ich habe dazu natürlich meine Meinung, aber wenn ich die äußern würde, hätte ich das ganze Buch nicht veröffentlichen können', deutet Schultze-Rhonhof an und erntet dafür schallenden Applaus." Einen weiteren Vortrag in Bayern hielt Schultze-Rhonhof beim außen- und sicherheitspolitischen Arbeitskreis der CSU in Landshut. Die Landshuter Zeitung titelte am 18.02.05: "Ehemaliger Generalmajor stellt beim Landshuter CSU-Arbeitskreis Geschichtsschreibung auf den Kopf: 'Zweiter Weltkrieg hatte viele Väter'". Die Zeitung berichtete am nächsten Tag ausführlich über den Vortrag. Den anschließenden Kommentar beendete der Redakteur mit der Feststellung: "Dass der ehemalige Generalmajor sich seinen eigenen Reim auf die Geschichte macht, ist seine Sache. Bedenklich ist, dass er vom außen- und sicherheitspolitischen Arbeitskreis der CSU für seine verqueren Geschichtsdeutungen auch noch Beifall erhält."

Aufruf der Generale

Schultze-Rhonhof war einer der Erstunterzeichner des Aufrufes "8. Mai 2005 – Gegen das Vergessen", der am 16. April 2005 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Anzeige, von ihm initiiert, erschien. Erstunterzeichner des "Aufrufes der Generale" waren auch Brigadegeneral a. D. Reinhard Günzel und Brigadegeneral a. D. Reinhard Uhle-Wettler und neun weitere ehemalige Generale. Der Aufruf der Generale wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Staatspolitik (IfS) veröffentlicht.

In der Wochenzeitung Junge Freiheit äußerte sich Schultze-Rhonhof am 22.04.2005 über seine Beweggründe für den Aufruf: "Dieses falsche Geschichtsbild, das uns jeden Tag im Fernsehen, in Kinofilmen und in Zeitungsartikeln präsentiert wird, kann ich einfach nicht mehr ertragen". Auf die Frage "Welche Wirkung erhoffen Sie sich von der Anzeige?" antwortete er: "Ich hoffe, daß die patriotischen und wertkonservativen Leute durch so eine Aktion ein wenig mehr Mut finden, sich zu äußern."

"Stimme der Mehrheit"

Schultze-Rhonhof war weiterhin aktiv für die Arbeitsgemeinschaft "Stimme der Mehrheit", zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte. Die "Stimme der Mehrheit" ist der Meinung, dass das Meinungsklima in der Bundesrepublik "stickig" geworden sei, da die "selbst ernannten Tugendwächter der Political Correctness" die "geistige Auseiandersetzung" verhindern würden.

Die Präsidiumsmitglieder Gerd Schultze-Rhonhof, Heiner Kappel und Norman von Scherpenberg (Staatssekretär a. D.) hatten für den 20. und 21. Oktober 2005 zur "zentralen Vortragsveranstaltung" und zur "Besinnung" hinsichtlich Zweck und Zielrichtung der "Stimme der Mehrheit" nach Bremen eingeladen.

Burschenschaftsveranstaltung in Universitätsgebäude untersagt

Die Greifswalder Burschenschaft "Rugia" plante für den 24.11.2005 eine Vortragsveranstaltung in einem Hörsaal der Universität mit Schultze-Rhonhof. Der Vortrag wurde auf den Internetseiten der Burschenschaft mit "Der Krieg der viele Väter hatte" angekündigt. Der Universitätsrektor untersagte der "Rugia" kurzfristig die Nutzung von Räumlichkeiten in der Universität für diesen Vortrag. Die Veranstaltung musste daraufhin in das Verbindungshaus der Burschenschaft verlegt werden.

Resümee

Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof hatte im Jahr 2005 weniger öffentlichkeitswirksame Auftritte und Veröffentlichungen als in den Vorjahren. Der von ihm propagierte "Aufruf der Generale" fand insgesamt wenig Beachtung. Schultze-Rhonhof hat sich durch sein Interview mit der "National-Zeitung", der auflagenstärksten periodischen Publikation im Bereich des Rechtsextremismus in Deutschland, erneut eindeutig politisch positioniert. In neofaschistischen Kreisen hat er sich mittlerweile durch sein Buch "1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte" einen Namen als revisionistischer Historiker gemacht.

Internetseite: www.stade.vvn-bda.de


Mahnmaleinweihung in Wennigsen

Mehr als 70 Personen kamen am 26. Februar 2006 in Wennigsen (Deister) zur Einweihungsveranstaltung des Mahnmals für die Opfer von Faschismus und Krieg im Gemeindehaus zusammen. Damit ist Wennigsen wohl der erste Ort in der Region Hannover in dem ein solcher Gedenkstein aufgestellt wurde.

Im Rahmen der Feierstunde erinnerten Redner der Kirchengemeinde, des DGB sowie der VVN/BdA an die Verbrechen der Faschisten, an Deportation und Zwangsarbeit, die es auch vor Ort gegeben hat. Sie mahnten, sich gegen aktuelle neofaschistische Umtriebe ebenso wie gegen eine Politik, die durch Sozialabbau und weltweite militärische Aktivitäten einen Nährboden für faschistisches Gedankengut bildet, zu engagieren. Bedauerlicherweise musste Esther Bejarano, die als Hauptrednerin eingeladen war, auf Grund einer Erkrankung kurzfristig absagen.

Auf Anregung unseres Mitglieds Hartmut Rahmer hatte sich in Zusammenarbeit mit dem örtlichen DGB vor mehr als zwei Jahren eine Mahnmal-Initiative mit dem Ziel gegründet, zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus einen Gedenkstein aufzustellen. Da jedoch mehr politische und bürokratische Hindernisse zu überwinden waren, als die Gruppe sich vorgestellt hatte, war der Termin 8. Mai 2005 nicht einzuhalten.

Finanziert wurde der Gedenkstein überwiegend durch private Spenden sowie Zuschüsse der VVN-BdA Kreisvereinigung Hannover und Landesvereinigung Niedersachsen sowie des DGB.

Aus Anlass der Einweihung ist eine Broschüre mit allen Redebeiträgen sowie zusätzlichem Material erstellt worden, die über die KV Hannover bezogen werden kann.

hr


Propaganda für Verbrecher ist ein Verbrechen!

Zur Leni Riefenstahl-Austellung in Hannover

Zur Sicherung seiner Macht konnte der deutsche Faschismus sich nicht alleine auf die terroristische Unterdrückung seiner Gegner verlassen. Zur Propagierung seiner Ideologie und zur Stilisierung seiner Machthaber als „Führer“ bediente er sich sehr bald „ästhetischer“ Mittel. Was für die Architektur Albert Speer und für die Bildhauerei Arno Breker, das war für den Film Leni Riefenstahl.

Man reibt sich die Augen: Einer der prominentesten Propagandisten des deutschen Faschismus wird im hannoverschen Theatermuseum eine „Sonderausstellung“ gewidmet. Geboten wird eine umfassende Werkschau des Lebens Schaffens der „grossen Filmemacherin und Fotografin.“

Die Machwerke dieser aktiven Helferin der Nazibarbarei können nun bewundert werden. Die Ausstellung hat zwar den Anspruch, sich „historisch kritisch“ mit Leben und Werk der „genialen Künstlerin“, der „großen Filmemacherin und Fotografin“ auseinander zu setzen und zeigt eine Fülle von Dokumenten, die die tiefe Verstrickung Riefenstahls in das faschistische Herrschaftssystem aufzeigen. Nur beiläufig wird aber der Frage nachgegangen, ob ihre Darstellungsmittel selbst Ausdruck der faschistischen Ideologie waren, oder ob sie ihr „Schönheitsideal“ und ihre Dramaturgie und Regietechnik lediglich vom Faschismus habe missbrauchen lassen.

Mit dieser Trennung von „Kunst“ und Ideologie, von ästhetischer Form und gesellschaftlichem Inhalt trägt die Ausstellung die Riefenstahl-Legende der Nachkriegsjahre von der „großen Künstlerin“ weiter, die nur, wie so viele, der Faszination ihres „Führers“ erlegen sei!

Dass die drei Filme zu den „Reichsparteitagen“ und der Olympiafilm von 1936 ungekürzt, unkommentiert und im Originalton (!) in der Ausstellung vorgeführt werden, bietet zudem alten und neuen Faschisten Gelegenheit, ihre Idole zu bewundern! Besucher „durften“ mit erleben, wie in der Ausstellung ungeniert das „Horst-Wessel-Lied“ mitgegrölt wurde.

Hier noch ein Beispiel für den „historisch kritischen“ Anspruch der Ausstellung. Das Zitat von Alice Schwarzer steht auf dem April-Programm des Schauspielhauses:

„Ohne das mörderische Zwischenspiel des tausendjährigen Reiches würde die Riefenstahl-Euphorie heutzutage vermutlich noch viel weiter gehen: Die Regisseurin gälte uneingeschränkt als das weibliche Filmgenie dieses Jahrhunderts. Doch als die Nazis an die Macht kamen, schwärmte Leni Riefenstahl für den Führer, wie Millionen andere Deutsche auch. Nur bei ihr kam hinzu: der Führer schwärmte auch für Leni.“

Schluss mit der Verharmlosung faschistischer „Kultur“ und „Ästhetik“!

Schluss mit der Riefenstahl-Legende!

Keine Nazipropaganda im Theatermuseum!


VVN-BdA Celle gedachte der Holocaust-Opfer

Gemeinsam mit dem Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus hat die VVN-BdA Celle der Holocaust-Opfer am 27. Januar 2006 am Mahnmal in den Triftanlagen in Celle gedacht.

Bei der öffentlichen Kranzniederlegung sprachen Vertreter der Kirche, der Stadt und Parteien Worte des Gedenkens. Für die VVN-BdA sprach H.D. Charly Braun, Vorstandsmitglied der DGB-Region Nordost-Niedersachsen und DGB-Verantwortlicher für die Jugendarbeit in Bergen-Belsen. Er erinnerte für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes an die Ereignisse nach 1933 - gleich nach der Machtübernahme der Nazis wurden Mitglieder der Arbeiterbewegung aus der Blumlage eingesperrt -, an den Überfall auf die Synagoge in der Reichspogromnacht 1938, an den Abtransport der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Massenvernichtungslager, an die Zwangsarbeiter im Landkreis sowie an Anne Frank und die vielen Tausenden, die im KZ Bergen–Belsen elendig umkamen. Er erinnerte auch an die sogenannte „Hasenjagd“, die Menschen aus Celle gegen die aus dem KZ-Zug im April 1945 Geflüchteten unternahmen. Mit dem Erinnern wachse auch die Pflicht, sich mit den Ursachen und Folgen des Faschismus auseinanderzusetzen, so Charly Braun.

Für den 28. Januar 2006 hatten Neonazis in Celle einen Aufmarsch angemeldet, der aber von der Stadt Celle verboten wurde. Wir hatten von der VVN-BdA eine Mahnwache in den Triftanlagen angemeldet, die wir auch durchführten, nachdem der Aufmarsch der Neonazis nicht zustande kam, da von den Anmeldern die Klagefrist „verschlafen“ wurde. Denn wir wollten an diesem Tag ein Zeichen gegen Rechts setzen.