Veranstaltungen zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die SU

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Salzgitter


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Wolfsburg

22. Juni: "Dieses monströse Verbrechen ist nicht in die deutsche Erinnerung eingegangen."

Aus Anlass des 80. Jahrestages des Überfalls von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion hatte die VVN-BdA Wolfsburg zu einem Gedenken auf die örtliche "Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus" eingeladen. Im Mittelpunkt standen an diesem Tag die 81 sowjetischen Kriegsgefangenen, die dort begraben liegen. Sie waren aus den "Heidelagern" in die "KdF-Stadt" verschleppt worden und mussten im Volkswagenwerk Zwangsarbeit leisten.

Alfred Hartung betonte in seiner Ansprache: "Über 3,3 Millionen Sowjetsoldaten sind in deutschen Gefangenenlagern verhungert, erfroren und an Misshandlungen gestorben oder erschossen worden. Dieses monströse Verbrechen ist in keiner Weise in die deutsche Erinnerung eingegangen. Obwohl die Publikationen über das Leben der Zwangsarbeiter im Volkswagenwerk vom damaligen Stadtarchivar Siegfried schon seit Ende der 80er Jahre vorliegen, ist auch das Schicksal dieser 81 Opfer in der Wolfsburger Bevölkerung so gut wie unbekannt. Deswegen versammeln wir uns heute an diesem historischen Datum an diesem Ort."

Die gut 20 TeilnehmerInnen legten während des Verlesens der Namen rote Nelken auf die jeweiligen Grabstätten nieder und zeigten damit, dass diese toten Sowjetsoldaten nicht vergessen sind. Ein Vorschlag aus der Teilnehmerrunde war, die in Kyrillisch auf den Grabplatten stehenden Namen mit lateinischen Buchstaben zu ergänzen. Die würdige Feier endete mit einer Kranzniederlegung und dem Singen des Liedes "Meinst Du, die Russen wollen Krieg?" von Jewgeni Jewtuschenko vor dem Mahnmal, das von der sowjetischen Militärverwaltung noch 1945 errichtet worden war.


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Braunschweig


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Goslar


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Osnabrück

Eveline Wefer-Kamali sprach für die VVN-BdA:

Guten Abend!

Ich begrüße euch alle hier im Namen der VVN-BdA-Osnabrück, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten. Unsere Vereinigung wurde heute vor 74 Jahren von Verfolgten gegründet, sie ist ein überparteilicher Zusammenschluss von Antifaschisten aller Generationen. Und die größte und älteste antifaschistische Organisation.

Die Idee zu dieser heutigen Veranstaltung kam von der VVN-BdA, vor allem auch, um der allgemeinen Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken.

Heute vor 80 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Dieser Krieg war nicht nur ein Eroberungskrieg um Raum und Ressourcen, sondern er war von Anfang an ein Vernichtungskrieg gegen Millionen von Menschen, die ausgelöscht oder versklavt werden sollten.

Dieser Vernichtungswille zeigte sich in vielen Mordaktionen, die Wehrmacht und SS gegen jüdische, slawische und Roma-Zivilisten in den besetzten Gebieten verübten. Dieser Vernichtungskrieg brachte unvorstellbares Leid über die Menschen, mehr als 27 Millionen Menschen aus allen Teilen der Sowjetunion starben.

Es liegt in unserer Verantwortung, dass diese Gräueltaten niemals vergessen oder relativiert werden. Darum verwahren wir uns dagegen, wenn z. B. mit dem Verweis auf den deutsch–sowjetischen Nichtangriffspakt die Verantwortung den Opfern selbst zugewiesen wird. Denn das ist eine skandalöse Relativierung der deutschen Verantwortung für den Krieg.

Immer wieder erleben wir, dass in europäischen Ländern
• Kollaborateure des faschistischen Krieges,
• Freiwillige in den SS-Verbänden im Baltikum,
• die „Blaue Division“ in Spanien
• oder Bandera-Einheiten in der Ukraine
als „Freiheitshelden“ in ihren jeweiligen Ländern gefeiert werden. Das ist eine verhängnisvolle Form der Geschichtsverfälschung, der wir uns auch international entgegen stellen.

Heute erinnern wir daran, dass die sowjetischen Streitkräfte im Verbund mit der Anti-Hitler-Koalition die Hauptlast der militärischen Befreiung Europas, und auch unseren Landes, getragen haben.

Dies begann im Dezember 1941 mit der Schlacht vor Moskau. Hier platzte die faschistische Illusion eines Blitzkrieges. Und setzte sich fort mit der Niederlage der 6. Armee im Februar 1943 bei Stalingrad.

Dies wurde nur möglich durch das gemeinsame Handeln mit der Roten Armee.


• Und mit der Leningrader Zivilbevölkerung, die einer 900-tägigen Blockade standhielt, bevor es gelang, die faschistischen Aggressoren zu vertreiben.
• Und mit den Partisanen, die hinter den deutschen Einheiten die Versorgungswege blockierten und durch eigene Widerstandsaktionen viele faschistische Einsatzkräfte banden.
• Und mit der Unterstützung der westalliierten Verbündeten.

Aber auch deutsche Antifaschisten, die in der Sowjetunion Exil fanden und deutsche Soldaten, die im Krieg auf die sowjetische Seite wechselten, haben ihren Anteil an der militärischen Niederschlagung des deutschen Faschismus.

Wir erinnern heute an alle Menschen, die sich an dieser Front für die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln und für die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit eingesetzt haben.

Darum unterstützen wir:
• Eine Friedenspolitik der Entspannung und Abrüstung in Europa.
• Stopp der NATO-Manöver vor der russischen Grenze vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer.
• Friedliche Dialoge mit Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
• Eine angemessene Erinnerung und Würdigung der Millionen Opfer des Vernichtungskrieges.

Hier in Osnabrück waren seit Kriegsbeginn bis zu 12000 Zwangsarbeiter/innen eingesetzt. Es gab viele Zwangsarbeiterlager in der Stadt:
• Bei der Klöckner-Werke-AG (später Stahlwerke, gibt es nicht mehr, wurde abgerissen, lag im heutigen Hasepark)
• Bei Karmann (heute VW)
• Bei der Reichsbahn
• Bei den Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerken (heute KME)

Und es gab weitere Lager für die Arbeitskräfte im Handwerk, in der Munitionsherstellung, in der Landwirtschaft usw. Zur Klöckner-Werke-AG gehörte auch das Lager der Gastwirtschaft „Fernblick“ in Osnabrück-Nahne. Hier befand sich von 1943 – 1945 ein Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen. Bekannt ist, dass über 300 Frauen hier ihre Kinder unter widrigsten Bedingungen bekamen. Über 40 dieser Kinder starben schon im Lager „Fernblick“, die übrigen Kinder gingen mit ihren Müttern zurück in die Herkunftslager und viele verstarben dort. Denn an den Kindern war die SS nicht interessiert, sie wurden unter unmenschlichen Bedingungen ihren Müttern entrissen, damit die Mütter sofort mit der Arbeit auf den Feldern und in den Fabriken weitermachen konnten. Die Kinder ließ man durch Vernachlässigung und Unterernährung sterben.

An ihr Schicksal erinnert die Gedenkstätte, die der Verein Spurensuche vor einigen Jahren hier auf dem Heger Friedhof errichtete.

Wir sind froh und dankbar, dass hier auf dem Heger Friedhof angemessen an Opfer des Vernichtungskrieges erinnert wird.

Der Auschwitz-Überlebende Noah Flug sagte: "Die Erinnerung ist wie das Wasser:

Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen.

Sie ist immer konkret:

Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche.

Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluss für bearbeitet oder für beendet zu erklären.

Auch deshalb wollen wir die Opfer nicht vergessen. Auch die heutige und die zukünftige Welt muss wissen, wie das Unrecht, die Sklaverei der Zwangsarbeit und der Massenmord organisiert wurden und wer die Verantwortlichen dafür waren. Dies soll immer wieder dokumentiert und den jungen Menschen erklärt werden: Zur Erinnerung an die Ermordeten und ihre Angehörigen und zu ihrem Schutz in ihrer Zukunft." Diese gemeinsame Gedenkveranstaltung ist ein weiterer Beitrag dazu.

Denn unser Leitmotiv ist Schwur von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.

Vielen Dank!


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